Einweihung der neuen PRODI-Werkstatt in Bargau
Die PRODI-Werkstatt hat 100 Beschäftigte
„Ein wesentlicher Teil eines inklusiven Arbeitsmarktes“
Jeder soll eine passende Arbeit finden, so steht es im Leitbild des Bereiches Arbeit der Stiftung Haus Lindenhof. Doch, „nur in Gemeinschaft gelingt das hier!“, darauf verwies Matthias Quick, Bereichsleiter Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Behinderung in seiner Begrüßung bei der Einweihung der neuen PRODI-Werkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung in Bargau.
„Persönlichkeiten werden nicht durch reden sondern durch Arbeit und Leistung geformt“, zitierte Stiftungsvorstand Prof. Dr. Wolfgang Wasel, Albert Einstein. Hier werde eine Werkstatt eingeweiht, „in der sich Persönlichkeiten entwickeln können, gefördert werden und Bildung erleben.“ PRODI stehe für Produktion und Dienstleistung. Die Werkstatt habe sich in den etwas über 35 Jahren ihres Bestehens zu einem modernen mittelständischen Unternehmen mit 100 Beschäftigten entwickelt und sei wesentlicher Teil eines inklusiven Arbeitsmarktes. Damit das gelinge, sei die Werkstatt auf starke Partner angewiesen.
Werkstatt keine Einbahnstraße, auch eine Brücke
Landrat Dr. Joachim Bläse ist zu diesem „wunderbaren Anlass“ gekommen, um Danke zu sagen, zu gratulieren und alles Gute zu wünschen. Es sei der Stiftung hier gelungen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Freude an der Arbeit machen und dass man dazugehören kann. Sein Dank galt allen Beteiligten in der Stiftung und der Stadt Schwäbisch Gmünd. Die Werkstatt sei jetzt in einem Stadtteil angekommen, in dem das Miteinander funktioniere. Ein besonderer Dank galt auch den Vertretern der Betriebe, denn „ohne Aufträge ist die Werkstatt nichts!“. So eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung sei keine Einbahnstraße, sondern könne auch „Brücke sein“ zum allgemeinen Arbeitsmarkt. „Wir brauchen diese Vielfalt an Arbeitsangeboten.“ Den Beschäftigten der Werkstatt versicherte er am Ende seines Grußwortes „Ihr werdet gebraucht!“
Investition in schwierigen Zeiten
Die neue Werkstatt sei für Schwäbisch Gmünd und Bargau eine Bereicherung, so Oberbürgermeister Richard Arnold. Ein Anlass für ihn, einem der größten Arbeitgeber der Stadt Danke zu sagen. Es sei gut, so eine Einrichtung zu haben, auf die man sich verlassen könne, nicht nur im sozialen, sondern auch im wirtschaftlichen und im Arbeitsmarktbereich sowie als Arbeitgeber. Er dankte der Stiftung auch, dass sie in diesen schwierigen Zeiten, trotz steigender Preise und Zinsen, investiert habe.
Einen Maronenbaum als Geschenk
„Es hat uns Spaß gemacht, für euch so etwas zu bauen“, versicherte Architekt Thomas Müller. Nach der Werkstatt am Salvator, der Sanierung der Vinzenz-von-Paul-Werkstatt auf dem Lindenhof sei das das dritte Werkstattgebäude, das das Architekturbüro Schöne, Seeberger und Müller (SSM) für die Stiftung gebaut habe. Corona, Materiallieferprobleme und steigende Preise seien bei diesem Bauprojekt besondere Herausforderungen gewesen, so Müller. Als Dank für die gute Zusammenarbeit übergab er dem Werkstattleiter Wolfgang Polzer einen Maronenbaum als Geschenk.
Kirchlicher Segen
Pastoralreferentin Brigitte Scherer überreichte den Beschäftigten und Mitarbeitenden der Werkstatt nach alter Tradition Brot und Salz und erteilte der neuen Werkstatt den kirchlichen Segen. Anschließend dankte Vorstand Hermann Staiber allen Grußwortrednern und am Bau und Betrieb der Werkstatt Beteiligten.
Umfassendes Raumangebot auf 2.700 Quadratmetern
Entstanden ist ein eingeschossiges Gebäude mit Teilunterkellerung bei einer Nettogrundrissfläche von 2.700 m². Zum Raumprogramm gehört ein Arbeitsbereich mit abgetrenntem Berufsbildungsbereich sowie ein Multifunktionsraum für Schulungen. Lager und Arbeitsbereiche sind so miteinander verbunden, dass ein optimaler Materialfluss möglich ist. Ein Speisesaal mit Verteilerküche und Nebenräumen, Verwaltungsräume, ein Ruheraum und die erforderlichen Sanitär- und Umkleideräume runden das Raumangebot ab.
Im großzügigen Arbeitsbereich wird durch flexible Abtrennungen die notwendige Struktur für Gruppen- und Einzelarbeitsplätze erreicht. Zusätzlich ermöglichen kleine Besprechungsräume notwendige Gespräche direkt vor Ort. Im Berufsbildungsbereich gibt es neben den Räumen zur Arbeitserprobung einen multifunktionalen Schulungsraum. Dort werden Maßnahmen, die die Persönlichkeit der Beschäftigten stabilisieren und fördern durchgeführt, ebenso wie die theoriegestützte berufliche Bildung und Gesundheitsförderung und andere arbeitsbegleitende Maßnahmen.
Eine Photovoltaikanlage, die Trafostation und ein separater Löschwasserbehälter gewährleisten einen reibungslosen und sicheren Betrieb der Werkstatt, die auf dem Stand eines KfW 55 Effizienzgebäudes geplant ist. Erschlossen wird die Werkstatt für die LKW-Anlieferung über die Hans-Fein-Straße. Der Haupteingang für Mitarbeitende, Beschäftigte und Besucher:iinnen erfolgt über den Bucher Weg.
Arbeitsangebote der PRODI-Werkstatt
Bereits seit Ende 1988 betreibt die Stiftung die PRODI-Werkstatt, zunächst in einem angemieteten Werkstattgebäude im Gewerbegebiet Lindenfeld und dann seit 1995 in Waldstetten. Diese ebenfalls angemieteten Räume, entsprechen jedoch nicht mehr den aktuellen Anforderungen und können auch nicht baulich daran angepasst werden, so dass sich die Verantwortlichen entschlossen hatten einen Neubau zu erstellen.
In der PRODI-Werkstatt werden Konfektionierungs- und Verpackungsarbeiten, Montagearbeiten und Elektromontage angeboten. Bei den Arbeitsangeboten wird darauf geachtet, dass diese der schwankenden Leistungsfähigkeit des Personenkreises Rechnung tragen. Durch gezieltes Jobcoaching werden Personen befähigt, in betriebsintegrierten Arbeitsplätzen, auf Dauer oder übergangsweise auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig zu sein. Denn, wo es möglich ist, bereitet die Werkstatt in Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst (IFD), Personen auf den Übergang in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse vor. Derzeit arbeiten in der PRODI-Werkstatt 100 Beschäftigte. Darüber hinaus werden auch betriebsintegrierte Arbeitsplätze beispielsweise im Hörgeschädigtenzentrum St. Vinzenz, bei der uwe JetStream GmbH, im Haus der Gesundheit oder bei Edeka Mangold angeboten.
Der Ortschaftsrat der Gemeinde Bargau wurde von Anfang an in die Planungen miteinbezogen. Als katholischer Träger arbeitet die Stiftung Haus Lindenhof eng mit der Kirchengemeinde zusammen. Die Lage im Gewerbegebiet eröffnet die Möglichkeit, bei Arbeitgebern vor Ort über Praktika und Außenarbeitsplätzen vorbereitende Maßnahmen für Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu schaffen.